Tipps für den Einstieg beim E-MTB

Kaum eine Radgattung erfreut sich so großer Beliebtheit wie das E-Mountainbike. Mit einem Anteil von 18 Prozent unter allen verkauften Rädern war es auch 2022 wieder eines der beliebtesten Freizeitgefährte in Deutschland. Für viele Menschen bedeutet das E‑MTB den ersten Kontakt mit dem Geländeradsport. Wie gelingt der Einstieg? Der pressedienst-fahrrad beantwortet die wichtigsten Fragen.
Was ist die Grundausstattung eines E‑MTBs?
Eine Federgabel, standfeste Scheibenbremsen und breite, grobstollige Reifen bringt eigentlich jedes E‑Mountainbike von Haus aus mit. Damit sind Einsteiger:innen gut gerüstet für erste Ausflüge in leichtes Gelände. Ein vollgefedertes Rad, englisch Fully, mit Federung an Vorder- und Hinterrad, verbessert die Fahrdynamik aber deutlich, und zwar unabhängig vom Federweg. Federwege von 120 bis 150 Millimeter sind für den Anfang eine gute Wahl.
Wieviel Leistung brauche ich?
Hier gibt es keinen Grund zur Sorge: Moderne E‑Mountainbikes verfügen in der Regel über besonders starke Antriebe. Wichtig im Gelände sind v. a. das maximale Drehmoment in Newtonmeter und die maximale Unterstützung, um auch steile und unebene Bergaufpassagen bewältigen zu können.
Einsteiger:innen sollten sich bei der Auswahl des passenden E‑MTBs aber nicht nur auf die Drehmomentangaben verlassen, denn auch weniger Drehmoment kann für ein gutes Fahrgefühl sorgen, was die sogenannten Light E‑MTBs zeigen. Hier kommen kleinere Antriebe zum Einsatz, die auch weniger Drehmoment haben.
Reicht mein Akku im Gelände?
Moderne E‑MTB-Akkus mit Kapazitäten von mehr als 700 Wattstunden oder Doppelakku-Systeme mit mehr als 1.000 Wattstunden ermöglichen viele Kilo- und vor allem Höhenmeter. „Trotzdem sollten angehende E‑Mountainbiker:innen ihre Touren tendenziell konservativ planen“, rät Volker Dohrmann vom Fahrradhersteller Stevens. Der höhere Rollwiderstand im Gelände, die Steilheit der Wege und die dadurch abgerufene Mehrleistung schlagen sich auf die Reichweite durchaus nieder. Wie beim Auto gilt beim E‑MTB: Die Fahrweise entscheidet maßgeblich über den Energieverbrauch. „Um Strom zu sparen, ist es sinnvoll, wenn möglich, auch mal in eine niedrige Unterstützungsstufe zurückzuschalten, statt immer Vollgas im Turbo-Modus zu fahren“, rät deshalb der Experte. Die gute Nachricht lautet allerdings: Selbst mit leerem Akku ist ein E‑MTB immer noch ein Fahrrad und kann einfach nach Hause pedaliert werden.
Wie fahre ich im Gelände?
Vorausschauendes Fahren ist essenziell für eine sichere Fahrt. Technisches Gelände in der Ebene oder bergab wird im Stehen gefahren. Dazu empfiehlt es sich, den Sattel zu versenken, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben. Ansonsten gilt: Der Blick gehört etwa zwei Radlängen vors Vorderrad und ein bis zwei Finger gehören immer an jeden Bremshebel. Ähnlich wie beim Skifahren oder Surfen erlernt man den neuen Sport am besten bei einem speziellen Mountainbike-Fahrtechniktraining.
Darf ich mit meinem E‑MTB überall hin?
Normale Pedelecs bis 25 km/h Unterstützung dürfen unter bestimmten Bedingungen im Wald und Gelände genutzt werden – hier gibt es keinen Unterschied zu unmotorisierten Fahrrädern. Die meisten deutschen Bundesländer erlauben sogar die Benutzung von ausgeschilderten Wanderwegen auch für Fahrräder und Pedelecs. Eine Ausnahme bildet Baden-Württemberg, wo Wege unter zwei Metern Breite für alle Fahrräder verboten sind. In Bayern sind nach einer Gesetzesanpassung Wege nur dann geeignet, wenn eine sichere Nutzung ohne Gefährdung oder unzumutbare Behinderung von Fußgänger:innen möglich ist. In Zusammenarbeit mit Mountainbike-Initiativen wird deshalb in vielen Regionen daran gearbeitet, ausgewiesene Wegenetze und legale Trail-Konzepte fürs (E-)Mountainbiken zu erstellen. Das soll mögliche Konflikte zwischen den Erholungssuchenden minimieren. Hier sollte man sich im Internet im Vorfeld informieren, welche Touren möglich sind und dementsprechend auch an die Beschilderung halten. Bei Fahrten ins Ausland, gerade in den Alpenraum, ist eine Vorab-Info im Internet über die Fahrbarkeit von Trails ebenfalls wichtig. In Österreich, der Schweiz oder Italien gelten regionale Unterschiede. Über allem steht dabei zudem eine gesunde Selbsteinschätzung.
Brauche ich Helm und Protektoren?
Vorgeschrieben ist ein Helm nur auf dem S-Pedelec, das nicht in den Wald darf. Für 99 Prozent der E‑Mountainbikes gilt deshalb keine Helmpflicht. Typischerweise werden aber auch auf dem E‑Mountainbike Halbschalenhelme getragen, oft an den Seiten und am Hinterkopf besonders weit heruntergezogen für mehr Abdeckung und Schutz. Noch sicherer sind so genannte Fullface-Helme, die auch Kinn und Kiefer schützen. Für Ausflüge in den Bikepark oder in technisches Gelände sind sie deshalb eine gute Wahl. Allerdings können sie die Rundumsicht etwas einschränken und die Kommunikation z. B. mit Spaziergänger:innen auf gemeinsam genutzten Wegen und Trails etwas erschweren, weil diese das Gesicht des Gegenübers nicht mehr ganz sehen.
Auch Protektoren sind im Gelände sehr sinnvoll, vor allem die beliebten Knieschoner aus viskoelastischem Schaum. Noch mehr Schutz bieten dann zum Beispiel Ellenbogen‑, Schienbein- oder Rückenprotektoren und Handschuhe.