Sicherheit neu gedacht: Der Hövding 3 im Praxistest

Update
Hövding hat im Dezember 2023 Insolvenz eingereicht. Dieser Artikel ist im Dezember, kurz vor der Insolvenz, erschienen
In Kopenhagen oder Stockholm gehört er längst zum Stadtbild, und auch in deutschen Städten sieht man ihn immer häufiger: Hövding, der Airbag für Radfahrer:innen, verspricht maximalen Schutz in schwedischem Design, ohne die üblichen Einschränkungen eines Helms. Erfüllt der Hövding 3 diese Erwartungen und bewährt er sich im Fahrradalltag? Die Redaktion von Radtouren.de hat ihn getestet.
Viel Technik, schlichtes Design
Seit 2012 ist der Hövding-Airbag auf dem Markt, seitdem wurde er laufend weiterentwickelt und ist mittlerweile in der dritten Generation verfügbar. Bis zu achtmal besser als ein herkömmlicher Fahrradhelm soll der Hövding laut einer Studie der Stanford University im Straßenverkehr schützen. Und wie funktioniert er? In dem unscheinbar wirkenden Kragen steckt jede Menge Technik: Ganze 200 mal pro Sekunde registrieren die Sensoren die Bewegungen der Person auf dem Rad bei aktiviertem Hövding. Kommt es zu einem Sturz, wird das entsprechende Bewegungsmuster erkannt und der Airbag ausgelöst. Und das in weniger als 0,1 Sekunden. In zahlreichen Online-Videos wird das eindrucksvoll veranschaulicht.
Der Akku hält laut Hersteller bis zu acht Stunden bei aktivem Radfahren, der Akkuladestand kann jederzeit mit einem Multifunktionsknopf am Kragen geprüft werden.
Der Start mit dem Hövding 3
Die Einrichtung ist unkompliziert: Einmal aufladen, Überzug drüberziehen – und wer mag, verbindet den Hövding noch mit der passenden App. Hier kann man seine Fahrten tracken oder die gefahrenen Kilometer der Hövding-Community verfolgen. Am wertvollsten an der App ist aber sicherlich, dass Notfallkontakte hinterlegt werden können, die im Falle eines Unfalls automatisch mit dem Standort des Unfalls informiert werden.
Es wird ein schwarzer Überzug mitgeliefert, im Hövding-Shop gibt es aber noch zahlreiche Überzüge für mehr Individualität – ideal für Radfahrer:innen, denen das Design besonders wichtig ist.
Dank BOA-Stellrad-System lässt sich der Hövding jetzt in der Größe anpassen – eine große Neuerung gegenüber dem Vorgänger-Modell, denn nun kann man ihn optimal an seinen Körper anpassen. Der Kragen sollte recht eng am Hals sitzen. Er wird so angelegt, dass das Gehäuse in der Mitte zwischen den Schulterblättern liegt. Vorne wird der Hövding dann mit einem kleinen Reißverschluss geschlossen, ist aber noch nicht aktiviert. Erst wenn der Knopf vorne am Kragen betätigt wird, ertönt ein Signal und der Airbag wird aktiviert. Um Fehlauslösungen zu vermeiden, ist es ratsam, den Hövding erst beim Losfahren zu aktivieren. Gleiches gilt auch für das Ende der Radtour: Nach dem Anhalten sofort deaktivieren – ähnlich wie beim An- und Ausziehen eines Fahrradhelms oder beim An- und Abschnallen im Auto.

Tragekomfort im Alltag
Beim ersten Tragen fühlt es sich zunächst etwas fremd an, was bei einem 800 Gramm schweren Kragen natürlich zu erwarten ist. Das Gewicht ist allerdings erstaunlich wenig einschränkend, eher ist der hohe Reißverschluss vorne am Hals bzw. Kinn etwas gewöhnungsbedürftig.
Bereits bei der ersten Fahrt spürt man den Komfort des Hövding, denn er passt sich den Bewegungen beim Radfahren gut an. Die Bewegung des Kopfes nach links und rechts wird nicht eingeschränkt. Das Gehäuse zwischen den Schulterblättern ist spürbar, aber nicht störend. Nach ein paar Fahrten hat man das Gefühl, nie ohne Hövding gefahren zu sein. Im Winter kann eine normale Mütze getragen werden, der Schutz durch den Airbag wird dadurch nicht beeinträchtigt.
Helm oder Airbag?
Die Wahl zwischen Airbag und Helm ist eine sehr individuelle Entscheidung. Grundsätzlich sind beide Varianten wichtige und sichere Maßnahmen für den Straßenverkehr. Und direkt vergleichen lassen sich ein Airbag und ein Helm sowieso nicht, da es zwei ganz verschiedene Ansätze zum Schutz auf dem Rad sind. Man sollte sich vor dem Kauf die Frage stellen, was einem beim Thema Sicherheit auf dem Rad wichtig ist.
Der Hövding 3 ist ein sicherer und praktischer Begleiter für Fahrradfahrer:innen ab 15 Jahren, die aus unterschiedlichsten Gründen keinen Helm tragen wollen, technik- und designaffin sind. Er ist mit 349 Euro sehr hochpreisig, dafür bietet nachweislich sehr guten Schutz bei Unfällen und einen stabilen Akku, ist gut im Rucksack zu transportieren und ist auch ein Ausdruck von Innovation und schwedischem Design. Zugelassen ist er für die meisten Zweiräder – für BMX-Räder, dreirädige Cargo Bikes oder Liegeräder kann er nicht benutzt werden.
Man sagt, wer ihn einmal kauft, wird ihn nie mehr missen wollen – das können wir nach dem Testbericht gut nachvollziehen.

Praktische Infos zum Hövding 3
- Hersteller: Hövding Sverige AB
- Preis: 349 Euro. Die Preise für die Überzüge liegen zwischen ca. 40 und 60 Euro.
- Akkulaufzeit: Bis zu 8 Stunden bei aktivem Radfahren
- Ladezeit: ca 2,5 Stunden
- Gewicht: 800 Gramm
- Lieferung: Geliefert wird der Hövding 3 mit einem Basisüberzug, einem USB-C-Ladekabel und einer Bedienungsanleitung.
- Kaufen: Der Hövding kann im Online-Shop bestellt werden: shop.hovding.de
Hinweis: Der Hövding 3 wurde der Redaktion kostenfrei zum Testen zur Verfügung gestellt.