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Congo-Nile-Trail

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Unterwegs auf dem Congo-Nile-Trail

Tropisches Klima, wunderschöne Landschaften und Höhenmeter en Masse - der Congo-Nile Trail durch das Hinterland Ruandas ist eine unvergessliche Erfahrung und bietet zugleich eine sportliche Herausforderung. Ein Erlebnisbericht von Paul Preuss.

Als ich im Sommer 2024 mit meinem besten Freund Thorsten für zwei Monate durch Ostafrika reiste, hatten wir vieles geplant – aber eine Radtour stand definitiv nicht auf der Liste. Umso überraschender war es, als uns beim Durchblättern unseres Reiseführers eine kleine Randnotiz ins Auge sprang: der Congo-Nile-Trail – 220 Kilometer mit dem Fahrrad entlang des Kivusees im Westen Ruandas. Warum eigentlich nicht? Gewandert und Auto gefahren sind wir genug, jetzt war es Zeit für etwas Neues.

Ein paar Google-Recherchen, ein paar WhatsApp-Nachrichten und die Sache ist organisiert. Zwei Mountainbikes werden uns zum Startpunkt gebracht, unser übriges Gepäck können wir dem Verleih mitgeben, und am Ziel werden wir die Räder abzugeben und unser Gepäck zurückbekommen. Auch wenn wir bis dahin nur gute Erfahrungen mit Guides gemacht hatten, entscheiden wir uns dafür, den Trail auf eigene Faust zu entdecken.

Das Abenteuer beginnt

Wenige Tage später geht es los. Nach dem Gorilla-Trekking und einem Abstecher in Ruandas Hauptstadt Kigali fahren wir mit dem Bus nach Gisenyi, dem nördlichen Startpunkt der Tour. Die vierstündige Fahrt ist entspannt und sicher: Motorradfahrer tragen Helme, es sind maximal zwei Personen pro Maschine unterwegs, die Busse sind modern und Geschwindigkeitsbegrenzungen werden tatsächlich eingehalten. Alle paar Kilometer steht ein Blitzer. Die Straßen erinneren eher an Skandinavien – so perfekt sind sie asphaltiert.

In Gisenyi angekommen, verbringen wir noch eine Nacht in einer Unterkunft. Am nächsten Morgen ist es dann soweit: Wie angekündigt werden uns die Mountainbikes inklusive Helmen gebracht. Unser Reisegepäck geben wir dem Verleih mit, unterwegs haben wir nur einen kleinen Rucksack dabei. Die erste Etappe unserer sechstägigen Tour führt uns von der INZU Lodge zum Kinunu Guest House. Nach einem kurzen Einrollen auf perfektem Asphalt biegen wir links ab und lassen das glänzende Ruanda schnell hinter uns. Ab jetzt begleiten uns Sandpisten, Schotterwege und vor allem viele Höhenmeter. Flache Abschnitte? Kaum vorhanden. Dafür immer wieder ein beeindruckender Blick auf den Kivusee, der gleichzeitig die Grenze zur Demokratischen Republik Kongo bildet.

Tropische Hitze, steile Anstiege und herzliche Gastfreundschaft

Alle paar Kilometer durchqueren wir kleine Orte, in denen wir auf viele neugierige Gesichter treffen und in kleinen Läden etwas zu trinken bekommen. Die tropischen Bedingungen und die stetigen Anstiege fordern ihren Tribut. In solchen Momenten ist eine kalte Cola Gold wert. An einem Marktplatz kaufen wir uns jeder eine Ananas und füllen unseren Zuckerhaushalt auf.

Mit Blick auf die grünen Hügel, die Landschaft und den glitzernden See genießen wir unsere letzte Pause des Tages. Nach vielen Anstiegen führt das letzte Stück der Etappe überwiegend bergab bis ans Seeufer, wo wir herzlich im Kinunu Guest House empfangen werden. Unweit der Unterkunft lädt ein schöner Privatstrand zur wohlverdienten Abkühlung ein.

Ein weiteres Highlight wartet beim Abendessen: Wir haben „Rabbit“ bestellt und sind doch etwas erstaunt, als jeder von uns einen kompletten Hasen serviert bekommt. Der Hunger ist allerdings groß genug, und wir benötigen die Energie für den nächsten Tag. Müde, aber zufrieden, geht es ins Bett.

Nach einer erholsamen Nacht liegt Etappe 2 vor uns. Vom Kinunu Guest House aus soll es heute zum Bumba Base Camp gehen. Rund 30 Kilometer – klingt wenig, aber das Höhenprofil lässt erahnen, was auf uns zukommt. Gut gestärkt vom Frühstück müssen wir zunächst den letzten Kilometer vom Vortag zurückfahren, um wieder auf den Hauptweg zu kommen. Der Tag startet also direkt mit einem steilen Anstieg – schweißtreibend im wahrsten Sinne.

Wieder begleiten uns tolle Ausblicke und viele freundliche Menschen in den kleinen Ortschaften. Teilweise hört die „Straße“ einfach auf – die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich deutlich: Immer heftigere Regenzeiten verursachen Hangrutsche und spülen Wege weg. Für uns mit den leichten Rädern ist das kein Problem, für viele Einheimische mit Motorrädern aber schon.

Besondere Begegnungen

An einer Stelle unterbricht ein Fluss den Weg. Dank einiger Kinder, die uns helfen, finden wir die richtige Stelle zum Durchqueren. Schuhe aus, durch das Wasser schieben – und weiter geht’s. Dann folgt der anstrengende Anstieg zum Bumba Base Camp: von 1.400 auf 2.000 Höhenmeter, tropische Temperaturen um die 30 Grad inklusive. Erschwerend kommt hinzu, dass die Schaltung eines unserer Räder nicht richtig funktioniert – die unteren Gänge sind kaum nutzbar.

Der Weg führt durch viele kleine Dörfer. Immer wieder legen wir kurze Trinkpausen ein – unter neugierigen Blicken und mit Cola oder Wasser aus den lokalen Läden. Irgendwann ist der höchste Punkt erreicht – und die Erleichterung riesig.

Im Camp werden wir von Ernest herzlich empfangen – mit kalter Cola, kaltem Bier und einem traumhaften Blick über den Kivusee und das umliegende Bergland. Beim Abendessen auf der Terrasse, begleitet vom Prasseln des Regens und einer Feuerschale, erzählt uns Ernest von seiner Kindheit während des Genozids und seinem heutigen Engagement: Mit den Einnahmen des Camps unterstützt er den Aufbau einer Schule für benachteiligte Kinder aus der Region. Beeindruckende Gespräche nach einem anstrengenden Tag, danach fallen wir erschöpft in unsere Betten in eine unserer „Caves“.

Zwischen Erholung und Erschöpfung

Tag 3 startet mit schweren Beinen, Etappe 2 hat Spuren hinterlassen. Zum Glück sieht die Karte für heute eine eher entspannte Etappe vor: etwa 30 Kilometer, größtenteils bergab und auf Asphalt. Trotzdem sind die kurzen, knackigen Anstiege spürbar. In Kibuye angekommen, checken wir in der Macheo Eco Lodge ein und gönnen uns eine wohlverdiente Pause – inklusive Abkühlung in der nahegelegenen Strandbar am See. Am Abend müssen wir eine Entscheidung treffen. Ab Kibuye gibt es drei Möglichkeiten: Wir können entweder weiter über Stock und Stein mit vielen Höhenmetern fahren, auf der asphaltierten Straße weiterfahren oder wir hören auf.

Aufhören kommt nicht infrage. Angesichts der bisherigen Strapazen entscheiden wir uns für die leichtere Straßenvariante – und das ist eine sehr gute Entscheidung. Einer von uns hat sich nämlich eine Lebensmittelunverträglichkeit eingefangen und kaum geschlafen. Ab jetzt gilt es also zu kämpfen. Etappe 4 führt uns etwa 31 Kilometer weit bis zum L’Espérance Children Village. Trotz der Straße ist die Strecke wunderschön – vorbei an Hügeln, Tee- und Kaffeeplantagen, die sich malerisch in die Landschaft einfügen. Das Höhenprofil ist trotzdem fordernd: Viele kurze Anstiege, lange Abfahrten und die Höhenmeter summieren sich schnell. Unser Fluchen über die Steigungen wird schnell kleinlaut, als wir sehen, wie Einheimische ihre Fahrräder mit nur einem Gang und mehreren Getränkekisten beladen bergauf hieven.

Start der Regenzeit

Nach 40 Kilometern erreichen wir die Unterkunft, die gleichzeitig eine Schule ist. Da wir nichts vorgebucht haben, ist man dort zunächst überrascht – und eigentlich sind alle Zimmer belegt. Doch auch hier wird schnell und pragmatisch eine Lösung gefunden: Ein einfaches Schülerzimmer wird für uns vorbereitet – ohne viel Komfort, aber völlig ausreichend. Beim Abendessen kommen wir ins Gespräch mit einem Österreicher und seinem ruandischen Guide, die noch deutlich fitter wirken als wir.

Etappe 5 führt uns nach Kagano und zurück ans Wasser, wo wir im ImuHira Camp & CBT übernachten. Wieder viele Hügel, wieder viele Höhenmeter – und viele staunende Blicke. Bei einer unserer Trinkpausen kündigt sich ein neues Element an: Es ist Anfang September und die Regenzeit beginnt. Ein entferntes Donnern wird schnell zum Platzregen, der uns komplett durchnässt. Der beste Baum hilft da auch nicht mehr. Doch genauso schnell wie der Regen kommt, ist er auch wieder vorbei. Und spätestens beim nächsten Anstieg sind wir schnell wieder trocken und auf Betriebstemperatur.

Ein unvergessliches Abenteuer endet

Nach 54 Kilometern werden wir herzlich im Camp empfangen – wunderschön und direkt am Kivusee gelegen. Perfekt, um sich im Wasser zu erfrischen (zur Belustigung der Einheimischen) und den Tag am Lagerfeuer ausklingen zu lassen.

Am nächsten Morgen steht die letzte Etappe nach Kamembe an. Noch einmal frühstücken, noch einmal aufs Rad – und die letzten Kilometer angehen. Besonders motivierend: Unzählige Kinder sind auf dem Heimweg von der Schule, laufen fröhlich neben uns und feuern uns an. Je näher wir dem Ziel kommen, desto städtischer wird die Umgebung. Die letzten Kilometer führen durch die Vororte von Cyangugu/Kamembe bis zum Peace Guest House, dem Ende des Trails.

220 Kilometer, tausende Höhenmeter, sechs Etappen, viele Anstiege und Abfahrten, zahlreiche schöne, aber auch herausfordernde Begegnungen und große Anstrengung. Aber wir haben es geschafft. Und würden es jederzeit wieder tun – und jedem empfehlen, der eine gewisse Grundfitness, Spaß an Herausforderungen und Lust auf einen intensiven Einblick ins Hinterland Ruandas mitbringt.

Text und Bilder: Paul Preuss

Praktische Infos

Etappen:

Etappe 1: INZU Lodge (Gisenyi) – Kinunu Guest House (Boneza), circa 39 km
Etappe 2: Kinunu Guest House (Boneza) – Bumba Base Camp (Rutsiro), circa 29 km
Etappe 3: Bumba Base Camp (Rutsiro) – Macheo Eco Lodge (Kibuye), circa 31 km
Etappe 4: Macheo Eco Lodge (Kibuye) – L´Espérance Children Village (Gishyita), circa 28 km
Etappe 5: L´Espérance Children Village (Gishyita) – ImuHira Camp&CBT (Kagano), circa 54 km
Etappe 6: ImuHira Camp&CBT (Kagano) – Peace Guest House (Cyangugu), circa 40 km

Unterkünfte:

INZU Lodge: https://inzulodge.com
Kinunu Guest House: http://kinunuwonders.rw/the-lodge
BUMBA BASE CAMP: https://bumba-base-camp.webnode.page
Macheo Ecolodge-camping
L'Espérance Nursery School
ImuHira Camp&CBT: https://www.imuhirecotourism.rw 
Peace Guest House

Anreise:

Vom Busbahnhof (Nyabugogo) in Kigali mit dem Bus der Ritco Ltd (ritco.rw) nach Rubavu / Gisenyi. Am besten mindestens 60 min vor Abfahrt am Busbahnhof sein, um sich ein Ticket zu besorgen. Fahrradverleih: cyclerwandatours.com

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